Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Einbindung von Interessengruppen ist zentral für Schutz und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt im Meer

23.05.2022

Für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt in Gebieten außerhalb nationaler Gerichtsbarkeit (areas beyond national jurisdiction - ABNJ) sind alle Nationen gemeinsam verantwortlich. Die derzeitigen Vorschriften und Strategien reichen jedoch nicht aus, um einen umfassenden Schutz der Meeresumwelt zu gewährleisten. Während seiner fünfjährigen Laufzeit hat das Projekt STRONG High Seas („Stärkung der regionalen Governance für die Hohe See“) die Entwicklung integrierter Ansätze für ABNJ im Südostatlantik und Südostpazifik vorangetrieben.

Dialog-Workshop 4 in Lima, Peru (2020).
Dialog-Workshop 4 in Lima, Peru (2020).

„Die biologische Vielfalt der Meere ist durch die Intensivierung menschlicher Aktivitäten wie Fischerei, Schifffahrt und Kabelverlegung sowie durch Verschmutzung und Klimawandel bedroht. Die Verbindung zwischen ABNJ und den Küstengewässern bedeutet, dass die Auswirkungen auf die Meeresökosysteme in ABNJ sich auch auf die Meeresökosysteme in Küstennähe auswirken und umgekehrt. Das wiederum hat Folgen für die Gesellschaft und die Wirtschaft von Staaten und Küstengemeinden“, erläutert Carole Durussel, wissenschaftliche Ko-Leiterin des Projekts.

Die untersuchten Regionen im Südostatlantik und im Südostpazifik sind durch Strömungen geprägt, die zu einer hohen Meeresproduktivität beitragen. Die Staaten in diesen Regionen haben die Notwendigkeit erkannt, die Meeres-Governance für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt zu stärken. Sowohl globale als auch regionale Organisationen spielen dabei eine tragende Rolle. Seit 2018 laufen internationale Verhandlungen über ein rechtsverbindliches internationales Übereinkommen mit dem Ziel des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des Ozeans in Gebieten außerhalb nationaler Gerichtsbarkeit.

„Über die fünfjährige Laufzeit haben wir einen partizipativen Multi-Stakeholder-Ansatz für die Entwicklung und Umsetzung aller Projektaktivitäten des STRONG-High-Seas-Projekts angewandt. Unser Ziel war es, Engagement und Akzeptanz unter den Interessengruppen zu fördern und ihr Bewusstsein für die Notwendigkeit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt in den Gebieten außerhalb nationaler Hoheitsgewässer zu schärfen. Zudem wollten wir Vernetzung und Dialog zwischen den relevanten Interessengruppen innerhalb der beiden Schwerpunktregionen und darüber hinaus ermöglichen“, sagt der wissenschaftliche Ko-Leiter Ben Boteler.

Teilnehmende des STRONG-Projektes bei den Verhandlungen zum BBNJ-(Biodiversity Beyond National Jurisdiction)-Abkommen in New York (2019).
Teilnehmende des STRONG-Projektes bei den Verhandlungen zum  BBNJ-(Biodiversity Beyond National Jurisdiction)-Abkommen in New York (2019).


Das „STRONG High Seas“-Team, das seine Arbeit in diesem Monat abschließt, hat Empfehlungen und Reflexionen zu integrierten und sektorübergreifenden Ansätzen veröffentlicht, darunter die folgenden Erkenntnisse zur Koordinierung eines partizipativen und transdisziplinären Multi-Stakeholder-Projekts:

  • Partizipative Multi-Stakeholder-Prozesse sind für den Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen Interessengruppen unerlässlich. Sie erleichtern das gegenseitige Lernen, fördern die Zusammenarbeit zwischen Akteuren und Organisationen und unterstützten die Entscheidungsfindung, so dass Fortschritte bei der Erreichung politischer Ziele erleichtert werden. Transdisziplinäre Forschungsprojekte können eine wichtige Plattform bieten, um verschiedene Interessengruppen zusammenzubringen und einen kollaborativen Prozess für den Austausch von Erfahrungen und bewährten Verfahren zu fördern, neue Netzwerke aufzubauen und den Beteiligten einen Raum zu bieten, in dem sie sich außerhalb formeller politischer Prozesse engagieren und diskutieren können.
  • Transdisziplinäre Forschungsprojekte sollten den zeitlichen Ablauf relevanter politischer Prozesse berücksichtigen und ihre Aktivitäten darauf ausrichten, einen Beitrag zu den politischen Diskussionen zu leisten. STRONG High Seas konzentrierte sich in erster Linie darauf, das Verständnis für wissenschaftliche, rechtliche und politische Inhalte zu fördern. Gegen Ende des Projekts wurden auch Themen behandelt, die sich stärker auf das Management oder die Umsetzung des internationalen Abkommens über die biologische Vielfalt der Meere in Gebieten außerhalb nationaler Gerichtsbarkeit bezogen.
  • Transdisziplinäre Forschungsprojekte bieten eine wichtige Möglichkeit zur Vernetzung und zum Aufbau von Beziehungen zwischen Akteuren aus verschiedenen Gruppen, Regionen und Ländern. Die Umsetzung eines partizipativen Multi-Stakeholder-Ansatzes trägt dazu bei, eine praxisorientierte Community aufzubauen, die auch nach Abschluss des Forschungsprojekts weiter besteht und wächst, um die Projektziele langfristig voranzubringen.
  • Ko-kreative Prozesse erfordern Flexibilität, um sich an veränderte politische Prioritäten, veränderte Mentalitäten und institutionelles und individuelles Lernen anzupassen. Durch die Einbeziehung von Ideen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und Perspektiven von Interessenvertretern können sie die Entscheidungsfindung unterstützen und politisch wirksam werden. Es wird notwendig sein, die Projektziele während des Umsetzungsprozesses neu zu bewerten, weitere Möglichkeiten des Engagements zu identifizieren oder neue Aktivitäten zu initiieren, um sicherzustellen, dass die Strategie Erfolg hat.

Das Projekt wurde durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert, vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) koordiniert und gemeinsam mit Partnern in Afrika, Europa und Südamerika durchgeführt, darunter das Sekretariat der Comisión Permanente del Pacífico Sur (CPPS) und das Sekretariat der Abidjan-Konvention.

Weitere Informationen:

Die Projektwebsite ist weiterhin zugänglich, und alle Veröffentlichungen und Ressourcen sind online abrufbar (auf Englisch, Spanisch und Französisch). Sie bieten eine Fülle von Informationen. Einige aktuelle Highlights:

Dialog-Workshop 3 in Kapstadt, Südafrika (2019).
Dialog-Workshop 3 in Kapstadt, Südafrika (2019).

Kontakt

Ben Boteler

Ben Boteler

Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter
ben [dot] boteler [at] rifs-potsdam [dot] de
Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

Referentin Presse und Kommunikation
bianca [dot] schroeder [at] rifs-potsdam [dot] de
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